So sah früher das Heimathaus aus. Inklusive
Nachttopf
Hinein in die Historie
Nostalgische und bedeutsame Schätze vom Erdgeschoss bis unters Dach
CAPELLE.
Das Heimathaus Capelle steht jetzt seit zehn
Jahren im Eigentum des Heimatvereins Nordkirchen. Es ist Begegnungsstätte,
sogar Standesamt, Museum und Archiv zugleich. Vor allem aber ist es ein
Haus von Bürgern für alle Bürger.
Ein
Haus, in dem Menschen feiern können. Geburtstage, Hochzeiten,
Klassentreffen und, und, und. Doch auch außerhalb der Feiergelegenheiten
lohnt sich ein Blick hinein. Oder ein kompletter Besuch. Nehmen Sie sich
Zeit. Hereinspaziert. Willkommen auf einer ganz besonderen Reise in die
Geschichte.
„Wir
haben hier viele Dinge aus vielen Jahrzehnten zusammengetragen“, erzählt
Hubert Kersting. Er ist Vorsitzender des Heimatvereins und
Geschichtsforscher. Wenn einer über das Heimathaus etwas zu erzählen weiß,
dann er. Kersting und seine Mitstreiter haben bisher mehr als 10000 Stunden
in Renovierung und Ausstattung des Heimathauses gesteckt. Eine Mühe, die
sich gelohnt hat.
Hubert Kersting, Vorsitzender des
Heimartvereins, im Archiv
Standesamt
Wer
das Haus an der Kirchstraße 3 betritt, dessen Blick fällt auf ein geradezu
historisches Interieur: Alte Holztüren, Holzbalken, ein Kamin, rustikale
Tische und Stühle. „Vieles haben wir entweder von Bauernhöfen bekommen oder
von Privatleuten“, berichtet Kersting.
Das
ist so dekorativ zusammengestellt, dass es kein Wunder ist, dass die
Gemeinde Nordkirchen das Heimathaus auch als Standesamt nutzt. „Stellen Sie
sich mal vor, Sie heiraten hier standesamtlich, gehen dann direkt rüber in
die Kirche zur Trauung, kommen wieder zum Sektempfang ins Heimathaus; ist doch ideal, oder?“ Kerstings
Vorschlag hat was.
Was
der Heimatvereinschef aber sonst noch über das Heimathaus zu erzählen hat,
birgt Überraschungspotenzial: „Kommen Sie mal mit“, fordert er den
RN-Reporter auf. Eine schmale Treppe, gesäumt mit Fotos vom Leben in und
rund um Capelle aus vielen Jahrzehnten, führt in
die erste Etage. Ein altes Spinnrad „begrüßt“ den Besucher. Dann geht eine
Tür auf und man steht in einem alten Schlafzimmer. So haben also früher die
Menschen übernachtet. In einem wuchtigen Bett, mit Nachttöpfchen darunter.
Nostalgie, wie sie sein soll: lehrreich und unterhaltsam. Nebenan: das
Archiv. Und was für eins: „Wir haben sogar die komplette Inventarliste des
ehemaligen Schlossbesitzers Herzog von Arenberg“,
berichtet Hubert Kersting lächelnd.
Eine wahre
Schatzkammer, unter anderem mit alten Haushaltsgeräten, verbirgt sich
unter dem Dach des Heimathauses
|
|
Aus Privatbesitz
Und
seine Mundwinkel verziehen sich noch weiter nach oben, als er seinen Gast
bis unters Dach geleitet. Alte Haushaltsgeräte, Handwerksgeräte, Imkereizubehör und vieles mehr zeugen von Zeiten, als
es unter anderem noch modern war, Wäsche zu walken statt in einer
Waschmaschine zu waschen. Alles aus Privatbesitz. „Die Leute unterstützen
uns unglaublich“, sagt Kersting.
So
ist das Kleinod an der Kirchstraße nach und nach zu einem multifunktionalen
Haus mit Erlebnischarakter geworden. Ein Haus, über das Kersting sagt: „Es
hat eine unglaubliche Atmosphäre.“
Arndt
Brede
Das Heimathaus hat eine bewegte Geschichte
(Quelle: Heimatverein):
1822: Das Vorgängerhaus (Haus Soddemann) des
jetzigen Gebäudes wird durch einen Brand stark beschädigt.
1834: Erneuter Brand der Gaststätte und Brennerei Soddemann.
1843 brennt das Haus noch einmal.
1890: Theodor Handrup aus Olfen erwirbt die
Brennerei und Gastwirtschaft Soddemann an der
Kirchstraße.
14.
Dezember 1928: Die „Polizeiverwaltung Nordkirchen“ erteilt
Theodor Steffens die Baugenehmigung zu Umbaumaßnahmen in der Gaststätte.
1929: Franziska Steffens (eine Tochter von den 13 Kindern des Theodor Handrup) übernimmt mit ihrem Mann Theodor Steffens die
Gaststätte und Brennerei in Capelle Nr. 8 an der
Kirchstraße.
1970: Nach dem Tode ihrer Eltern übernimmt Regina Steffens die
Gaststätte an der Kirchstraße 3.
31.12.1999: Die Gaststätte wird geschlossen.
1.10.2003: Der Heimatverein der Gemeinde Nordkirchen kauft von Regina
Steffens die alte Gaststätte, um ein Heimathaus in diesem Gebäude zu
errichten.
25.06.2004: Das renovierungsbedürftige Haus wird unter Denkmalschutz gestellt.
11.09.2005: Einweihung des „neuen“ Heimathauses.
Es
ist heute Treffpunkt für den Heimatverein und unter anderem auch
Sitzungsort für politische Fraktionen.
www.heimatverein-gemeinde-nordkirchen.de
|